Still alive!


Schon berührend: es gibt anscheinend treue Leser und Schreiber, die sich wohl ernsthaft Sorgen um uns machen, wenn wir uns ein paar Tage  nicht melden. Da müssen wir natürlich Abhilfe schaffen! Ja, es gibt uns, aber wir sind einfach beide leider ziemlich eingespannt. Abends sind wir beide dann so müde, dass wir weder zum Schreiben noch zum Telefonieren geschweige denn zum Ausgehen Lust haben. Schade eigentlich. Wir bessern uns wieder, ehrlich.

Ich werde Euch ein paar Fotos aus Frankreich posten, die ich schon längst vorbereitet habe. Und ich hoffe ich komme dazu, sie in den nächsten Tagen etwas besser zu kommentieren.

Das folgende Bild, in La Beaume aufgenommen, ist ganz typisch für die Ardeche/Cevennenregion: überall baden die Menschen im Fluss oder paddeln ihn runter oder spielen abends auf dem Platz (das erste Bild oben ist gegenüber diesem Flussufer aufgenommen) Boule bzw. Petanque, daneben das „Café Central“ für alle Zuschauer. Ja das können sie, die Franzosen: savoir vivre.

Auf dem Weg nach Thines dann plötzlich ein „Konterfei“ aus anderen Kulturkreisen: Die Aussteiger, Hippies oder sonstwie Alternativen gibt es hier überall.

Man begegnet ihnen vor allem an den Markttagen – wenn sie sozusagen aus dem Hinterland kommen und ihren Ziegenkäse, den Honig oder ihre Würste verkaufen. Hier ein Foto des schönsten Marktes in dieser Region, wie ich finde – in St. Jean Du Gard. Dies ist die Markthalle – neben dem Straßenmarkt. Bei diesem Foto habe ich vor allem an Usch gedacht, weil ihr die Graffitis sicher gefallen:

Thines ist übrigens ein typisches Bergdorf in den Cevennen. Nach einer dreiviertel Stunde Fahrt (Michel hat dem Fahrrad kaum länger gebraucht), immer leicht bergauf und mehr oder weniger auf einer Oneway-Straße, landet man in einem kleinem Dorf, wo man sich sofort als Störenfried empfindet. In Thines gibt es eine alte 86-jährige Frau, die alle Second Hand Sachen von den Dorfbewohnern bekommt, die sie dann wiederum auf dem Vorplatz ihres Haus Open-Air zum Verkauf feilbietet. Sie arbeite nur für die Katzen im Dorf, damit sie versorgt werden, sagt sie. Ich wollte ihr dann einfach so etwas für die Katzen geben. Sie bestand aber darauf, daß ich etwas zur Erinnerung aussuche… nach langem Gucken habe ich mich für einen kleinen Porzellan-Salzstreuer entschieden. Den hab ich nun meiner Mama geschenkt – und sie hat sich gefreut! (Praktisch, nachdem mein Papa just ein paar Wochen zuvor den Glassalzstreuer zerbrochen hat. Und an einer Scherbe, die dabei ins Gulasch gefallen ist, hat sich Michel beinahe verschluckt. Das wärs dann gewesen mit Urlaub in Frankreich!)

In den Cevennen kann man wunderbar wandern – entlang von Flusstälern, auf Hochebenen oder eben querfeldein:

Und zum Schluss ist man wieder in einem Flusstal wo dann eine kleine Familie vorbeipaddelt. Alle winken fröhlich.

Michel fand aber auch das Radfahren supertoll, weil die Landschaft so schön ist – vor allem wenn man die Berge liebt und am „Col“ dann den Blick über die Cevennen hat. Aber auch weil die Strecken viel einsamer sind als zum Beispiel in der Provence – und dafür die Menschen, die man trifft, dann aber umso mitteilsamer.

Richtig spektakulär ist der Blick am „Cirque de Navacelles„. Dies ist eine Karstlandschaft, in die sich über Jahrtausende ein kleiner Fluss namens „Vis“ gegraben hat. Durch ihn sind Schluchten von über 400 m Tiefe entstanden. Auf den ersten Blick sieht es eher so aus, als hätte ein Meteorit einen riesiges Loch geschlagen und nicht so ein lächerlich kleiner Fluss.

Ebenso einmalig und beeindruckend sind die Hochebenen der Cevennen, die „Causses“. Schon die Anfahrt hinauf auf die „Causse Mejean“ ist durchaus anspruchsvoll. Campingwagen, Autos mit Anhänger und natürlich auch LKW dürfen diese Straße nicht benutzen. Völlig vereinsamt ist es dann oben, gerade mal 500 Einwohner leben auf 340 qm. Anscheinend sieht es in den asiatischen Steppenlandschaften ähnlich aus.

Auf dem (zweit-) höchsten Punkt waren wir auch: auf dem Mont Aigoual mit 1567 m. Wir wissen nun auch, warum er Windberg genannt wird. Ähnlich wie auf dem Mont Ventoux hat es uns fast weggeblasen und es war unfassbar kalt. Schade, da hätten wir unsere Funktionskleidung echt mal brauchen können – die im Appartment lag.

Ein völliger Gegensatz dazu ist der Bambuspark bei Anduze, „La Bambouseraie„. Unglaublich, aber da hat ein Monsieur Mazel Mitte des 19. Jahrhunderts seine Vision von einem asiatischen Bambusgarten geträumt und in Frankreich realisiert. Irgendwann wurde er von einer reichen Familie übernommen, um ihn für die Nachwelt zu retten. Sehr beeindruckend!

 

Apropos: Der SPIEGEL hat ja auch einen Artikel über diese „wilde Ecke Europas“ geschrieben.


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