Auf den Spuren von Paul Bocuse


Okay, eigentlich ist es kalter Kaffee – oder vielleicht doch nicht? Egal, ein paar Worte zum Schlemmen in Lyon will ich Euch schon gerne schreiben. Allerdings: wer nun kulinarische Geheimadressen erwartet, wird jetzt enttäuscht sein. Wir sind in diesen vier Tagen nur einmal (!) essen gegangen, ansonsten sind wir im Lauf des Tages immer den leckeren Auslagen auf unseren Streifzügen durch die Stadt erlegen. Und davon gibts jede Menge in Lyon! Abends kamen wir schwer bepackt in unser Appartment zurück, dann wurde ausgepackt, geköchelt, arrangiert und los gings.

Schon bei unserem ersten Besuch des kleinen aber durchaus berühmten Marktes in unserem Viertel Croix Rousse ist Michel nicht an diesem Hähnchenstand vorbei gekommen , ohne eines zu kaufen. Damit war dann auch schon klar, dass wir am ersten Abend „zuhause“ essen werden. Gegen später haben wir dann noch „unseren“ Traiteur im Viertel entdeckt, wo wir die typischen Quenelles (Hechtklösschen), Entrecote vom Charolais sowie Gratin Dauphinois eingekauft haben. Gleich daneben ein schöner Weinladen, der uns mit feinen Tröpfchen von der „Cote du Rhone“ versorgt hat.

Außerdem gabs es morgens immer den „Brötchen-Service“ von Michel und Thomas, die jeden Tag einen anderen boulanger unseres Viertels ausprobiert haben….

… und dabei auch sehr witzige Leckereien entdeckten!

Ein einziges Mal sind wir wie gesagt Essen gegangen – in ein „bouchon“, so nennt man die kleinen Gaststätten (ähnlich wie bei uns Besenwirtschaften) wo es die lyon-typischen Spezialitäten zu Essen gibt. Diese „bouchons“ stammen aus den alten Zeiten der Jaquardweberei, als die „mères“ nebenher kleine Wirtschaften zum Essen betrieben haben. Man sagt, dass diese „mères“ sozusagen die Grundlagen für die französische Sterneküche à la Bocuse gelegt haben. Insgesamt ist die Lyoner Küche sehr ländlich und einfach – und nix für Vegetarier!

Michel hat Kalbshirn (chapeau!) gegessen, Thomas Blutwürste, Heinrich ein Huhn aus der Bresse – und ich völlig lyon-untypisch ein Entrecote (ich gestehe: ich mag keine Innereien! Und damit sind diese „bouchons“ nicht wirklich mein Ding…) Als Nachtisch haben wir uns einmal quer durch die Klassiker geschlemmt: Ile flottante, Creme Brulée, Mousse au chocolat und glace.

Einmal waren wir auch Mittags essen, in einer japanischen Nudelküche.

Eines der kulinarischen Highlights waren die „Les Halles de Paul Bocuse„, das ist eine Markthalle wo die „Best of the Best“ der Produzenten versammelt sind. Unglaublich vielfältig, hochwertig und lecker. Thomas und Michel haben dann noch ein Dutzend Austern verschmaust. Auf das Degustieren von Kaviar, Fröschen und anderem Getier haben wir allerdings verzichtet. Außerdem haben wir hier dann auch den Käse fürs nächste Wochenende mit Ira & Oliver eingekauft und zwar bei „Mère Richard“ und ihrem berühmten „Saint Marcellin“ Käse. Sie gehört zu einem Kreis der Bocuse-Erlauchten wie die Enkelin uns stolz auf einem Foto gezeigt. Und sie beliefert Bocuse.

Natürlich war klar dass wir hier für den Abend einkaufen werden. Und es war echt furchtbar schwer sich zu entscheiden! Wir entschieden uns dann für „Lapin chasseur“ (also Hasenkeule mit Pilzsosse), Gratin Dauphinois und Feldsalat. Wir wollten eigentlich „Gratin de Cardon“ bei Didier einkaufen (der hatte uns schon beim ersten Mal davon vorgeschwärmt und probieren lassen) und es war ausverkauft!! Cardon ist verwandt mit Artischocke und schmeckt zumindest als Gratin wirklich sehr lecker. Für den Nachtisch haben wir verschiedene „tartes“ eingekauft – und als Vorspeise haben wir aus den Resten des Huhns so eine Art Waldorf Salad gezaubert. Ich sags euch: das war Sterne-Niveau!

Auch auf einer Weinmesse waren wir und zwar der „Vignerons independant„, also der unabhängigen Winzer aus ganz Frankreich. Man kauft sich ein Weinglas für 6 Euro und los gehts. Ich würde mal sagen dass man für diese Messe eigentlich zwei Tage braucht – einen zum Durchprobieren (und Einkaufen) und einen zum Geniessen (mit Runterschlucken)!

Das waren Hunderte von Top-Produzenten: jedes Schildchen auf dem Foto entspricht 2-3 Domänen einer Weinregion mit jeweils 2-3 Weinen je Domäne. Also nächsten Sonntag ist die Messe in Lille – für die Kurzentschlossenen hier!

Bei Paul Bocuse und seinem Drei-Sterne-Restaurant „Auberge de Collonges“ sind wir ganz zum Schluß vorbei gefahren, um sein berühmtes Restaurant zu „besichtigen“. Wie ihr ja auf dem Foto sicher schon erahnen könnt, ist das super-kitschig! Für 80 Euro bekommt man dort die berühmte  «soupe aux truffes noires», die er für Valéry Giscard d‘ Estaing kreiert hat. Ein Menue kostet 180 Euro – ohne Getränke. Ich hab mich ja paparazzi-mässig in die Räumlichkeiten geschlichen, gelauscht wie sie in der Küche scheinbar zusammen essen und ganz schnell ein paar Fotos geknipst – unter den Augen von Mitterand, Sakorzy & Co. Ehrlich gesagt hätte ich in diesen 3 Minuten das ganze Tafelsilber von Bocuse einpacken können 😉 Kein Mensch wollte was von mir!

Das nächste Mal würde ich allerdings gerne in eine seiner vier Brasserien gehen, die er in Lyon betreibt. Das hat ja leider nicht geklappt, weil wir immer so leckere Dinge eingekauft haben! Diese Brasserien sind nicht so etepetete, anscheinend sehr gut und darüber hinaus deutlich günstiger.

Am letzten Abend haben wir uns schließlich von unserem traiteur Didier verabschiedet, der mir (!!) zum Schluss eine Einladung überreicht hat – zu was, versteh ich ehrlich gesagt immer noch nicht. Aber ich gehöre nun zum exklusiven Kreis der 200… (???) Und ich muss mir das bis heute anhören!

PS: Ach ja, und auf unserem Rückweg haben wir für Ira etxra einen Abstecher in die „Abbaye de Citeaux“ gemacht, um dort diesen legendären Käse der Mönche zu kaufen. Wir haben sogar noch eine halbe Stunde gewartet bis der Shop wieder aufmacht – um dann zu erfahren dass es nur noch versalzenen Käse zu kaufen gibt. Zum halben Preis. Wir haben probiert – und uns lächelnd verabschiedet. A la prochaine!

Spiegel Artikel über Lyon


2 Antworten zu “Auf den Spuren von Paul Bocuse”

  1. Ach ja, zum Thema Macarons, also zu diesen mordsmäßig kitschigen süßen Eischnee-Mandel-Zucker-Dingern: Die ersten, die ich in Bonn gekauft hatte, waren irgendwie nicht der Hit: süß ja, aber von bestechendem Geschmack? Nö. Die nächsten habe ich bei Törtchen, Törtchen in Köln gekauft. Die sahen schon professioneller aus, schmeckten auch besser. Warum man darum allerdings so ein Gedöns macht, entzieht sich mir. Das ist die eine Seite.

    Die andere Seite: Ruhe haben mir die Dinger keine gelassen…. Gestern und heute habe ich aus 2 Eiweiß zwei verschiedene Variationen gebacken (die eine mit schwarzem Sesam und Nutella, die andere mit Orangengeschmack und Marzipan/Aperol-Füllung). Hat soweit ganz gut geklappt, mit etwas Übung würden die Teile vermutlich auch irgendwann mal gleichmäßig und rund. Allerdings sind sie immer noch supersüß und taugen, wenn ich jetzt mal so richtig ketzerisch bin, besonders gut in der Masse als Hingucker. So ein Stapel quietschbunter Macarons hat doch schon fast Kunstwerkcharakter – man muß sie ja nicht unbedingt alle essen, oder?

  2. Ira is back! Wie schön, von Dir hier mal wieder zu lesen. Mich überzeugen diese Macarons auch nur optisch – bislang. Sie sehen ein bisschen nach Spielzeugladen aus, findets du nicht? Ich werfe mich da lieber auf die Weihnachtsbäckerei – allerdings fehlt mir dazu auch die Muse zur Zeit. Und dann werden sie nix, die sensiblen „Brötle“.

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